Die Magico S5 MK1: Ein Detailreicher Blick auf Alon Wolfs Aluminium Lautsprecher – und warum sie für mich keine Option ist
Als leidenschaftlicher Audiophile mit einem Faible für hochwertige Lautsprecher, die den Nerv der Musik treffen, habe ich mich intensiv mit der Magico S5 MK1 auseinandergesetzt. Diese Bodenständler, die 2012 als Flaggschiff der S-Serie eingeführt wurden, verkörpern den unerbittlichen Anspruch ihres Schöpfers, Alon Wolf: Lautsprecher, die nicht nur messbar perfekt sind, sondern live-Musik in all ihrer Dynamik und Transparenz reproduzieren.
Doch bevor ich in die technischen Feinheiten eintauche, lass uns einen Moment bei dem Mann verweilen, der Magico zu dem gemacht hat, was es ist – einem Synonym für audiophile Exzellenz, die an der Grenze des Machbaren operiert. Alon Wolf: Der Visionär hinter der Magie Alon Wolf, geboren in Israel, ist ein Autodidakt, der sein Leben der Schnittstelle aus Kunst, Ingenieurwesen und Musik gewidmet hat. Schon als Kind faszinierten ihn Recorder und klassische Gitarre; er gewann Stipendien am Konservatorium in Israel und vertiefte seine Studien später am San Francisco Conservatory of Music.
Mit nur vier Stunden Schlaf pro Nacht und einer Arbeitswucht von bis zu 20 Stunden täglich – so beschreibt er sich selbst – tauchte er in die Physik des Industrie-Designs ein. Bereits 1994, über ein Jahrzehnt vor der Gründung von Magico im Jahr 2004, baute er seinen ersten „perfekten“ Lautsprecher: ein organisch geformtes, diffraktionsfreies Design aus edgeless Gehäusen, das er für sich selbst konzipierte. Wolf, der sich als Industriedesigner und Musiker versteht, sah in Lautsprechern nicht nur Technik, sondern ein Instrument, das die Essenz der Musik einfangen muss.
Er gründete Magico in Hayward, Kalifornien, mit dem Mantra: „No holds barred“ – keine Kompromisse bei Materialien, Messwerten oder Klangidealen. Seine Philosophie? Löse fundamentale Probleme, ohne neue zu schaffen. Heute leitet er das Unternehmen als CEO, unterstützt von CTO Yair Tammam, in einer hochmodernen Fabrik mit CNC-Maschinen, Klippel-Scanner und einem neutralen Hörraum, der als Testbed dient. Wolfs Einfluss reicht weit: Er hat nicht nur Magicos Sound geprägt – neutral, auflösend, dynamisch –, sondern auch die gesamte High-End-Branche inspiriert, enger an physikalische Grenzen heranzurücken. Und ja, er fotografiert seine Kreationen selbst, weil er Perfektion in jedem Detail sucht – von der Ästhetik bis zur Akustik.
Die Magico S5 MK1: Technische Raffinesse im Detail
| Merkmal |
Technische Daten |
| Hersteller / Modell |
Magico S5 MK1 |
| Bauart |
3-Wege, 4-Treiber, geschlossene Bauweise (sealed enclosure) |
| Gehäusematerial |
Extrudiertes Aluminium, 3/8 Zoll (≈ 9,5 mm) Wandstärke |
| Gehäuseform |
Zylindrisches, resonanzarmes Rohrdesign (Ø ca. 40 cm) |
| Fertigung |
Handgefertigt in Magicos Werk, Hayward (Kalifornien, USA) |
| Hochtöner |
1 × 26 mm (1 Zoll) Beryllium-Kalotte |
| Mitteltöner |
1 × 150 mm (6 Zoll) Nano-Tec-Treiber |
| Tieftöner |
2 × 250 mm (10 Zoll) Nano-Tec-Treiber |
| Frequenzgang |
ca. 22 Hz – 50 kHz (herstellerabhängig) |
| Empfindlichkeit |
ca. 88 dB / 2,83 V / 1 m |
| Impedanz (nominal) |
4 Ohm |
| Empfohlene Verstärkerleistung |
50 – 1.000 W |
| Basssystem |
Geschlossen (bassreflexfrei), separate Kammern für Tieftöner |
| Maße (H × B × T) |
ca. 122 × 35 × 29 cm |
| Gewicht pro Lautsprecher |
ca. 88 kg |
| Besonderheiten |
Resonanzoptimiertes Aluminiumgehäuse, keine Schutzgitter oder Bassreflexöffnungen, extrem niedrige Gehäuseresonanzen |
Der Frequenzgang erstreckt sich von 22 Hz bis 50 kHz, mit einer Empfindlichkeit von 88 dB/W/m und einer Impedanz von 4 Ohm nominal (Minimum 3 Ohm). Wolf empfiehlt mindestens 50 Watt, aber in der Praxis braucht es mehr – viel mehr –, um das Potenzial auszuschöpfen. Nun zu den Chassis, dem Herzstück, das du speziell ansprachst: Hier zeigt sich Wolfs Perfektionismus. Die Treiber sind maßgeschneidert und größtenteils in-house entwickelt, aber mit enger Kooperation externer Spezialisten. Die zwei 10-Zoll-Tieftöner (Woofer) stammen von Scan-Speak (Dänemark), einem der renommiertesten Hersteller für Präzisionschassis. Sie sind mit Nano-Tec-Staubkappen (einer Magico-Technologie aus Carbon-Nanoröhren) modifiziert, die die Steifigkeit erhöhen und Verzerrungen senken. Die Aluminium-Membranen sorgen für ultraschnelle Transienten und tiefe Erweiterung ohne Port-Blöatedness. Der 6-Zoll-Mitteltöner (Midrange) basiert auf einer Nano-Tec-Konstruktion: Ein Sandwich aus Rohacell-Schaum (ein aerospace-taugliches Material) mit Carbonfaser-Schichten und Nanotube-Beschichtung – leichter, steifer und resonanzärmer als Standarddesigns.
Und der Hochtöner? Ein 28-mm-Beryllium-Dom mit Neodym-Motor, der eine der niedrigsten Verzerrungsraten (THD) aufweist, die je am National Research Council Canada gemessen wurden. Zu deinem Verdacht mit Morel: Ja, es gibt eine Verbindung! Magico nutzt Morel (israelischer Hersteller, ironischerweise aus Wolfs Heimatland) als Basis für einige Treiber-Designs, insbesondere in früheren Modellen und der S-Serie. Morels Uniflow-Aluminium-Chassis und Hybrid-Magnet-Systeme (Neodym/Ferrit mit Copper-Sleeve) bilden die Grundlage, die Magico dann mit proprietären Modifikationen wie Graphene-Beschichtungen oder variabler Membrandicke anpasst. Das ergibt eine 20% leichtere, 300% steifere Membran im Vergleich zu Standardchassis – pure Physik, die Wolf in jahrelanger Iteration verfeinert hat. Der Crossover ist ein Kunstwerk aus Kupferfolien-Spulen und Mundorf-Kondensatoren, mit einzeln verdrillten internen Kabeln, um Phasenfehler zu eliminieren.
Finish-Optionen reichen von M-Cast (satin-matt, z.B. Schwarz oder Silber) bis M-Coat (hochglänzend, z.B. Rot oder Blau), bei Preisen waren um die 30.000 USD pro Paar. Insgesamt ist die S5 MK1 ein Statement: Neutral bis ins Mark, mit einer Auflösung, die Details freilegt, ohne zu beleuchten. Der Bass ist tief und kontrolliert (in der Theorie), das Klangbild holografisch – wenn alles passt.
Meine Erfahrung: Eine enttäuschende Demo, die mehr sagt als Tausend Spezifikationen
Aber nun zu dem, was mich persönlich bewegt hat: Vor ein paar Monaten lud ich meinen alten
Kumpel Rainer ein, um die
S5 MK1 bei einem renommierten Händler in der Nähe zu hören. Der Raum war ideal – akustisch behandelt, symmetrisch, mit genug Volumen für eine hervorragende Wiedergabe. Wir durften die Boxen mit einem
Accuphase E-650 (ein solider, 30-Watt-Class-A-Verstärker) und einem
WiiM-Streamer (praktisch, aber digital nüchtern) durchpeitschen. Auf dem Papier sollte das funktionieren: Die Specs der Magico versprechen 88 dB Empfindlichkeit und eine „leichte“ Antriebbarkeit. Doch was wir hörten, war entmutigend. Die Präsentation wirkte flach wie ein Brett – keine Tiefe, keine Luft.
Die Bässe der S5, die für ihre Präzision gerühmt werden, klangen undefiniert und unkontrolliert, als ob sie in Watte gepackt wären; sie boomten nicht, aber sie fehlten auch jede Artikulation, die man von Scan-Speak erwartet. Die Raumbildung? Miserabel – Instrumente klebten am Lautsprecher, kein Hauch von Holografie, die Wolf verspricht. Rainer und ich schauten uns an, zuckten synchron die Schultern und waren uns einig: Diese Vorführung war absolut für die Katz. Wir wechselten Tracks von deep basslastigen Jazz bis zu akustischem Folk, aber nichts half. Es fühlte sich an, als würde die Magie fehlen.
Und hier kommt der Haken: Ein E-650 ist ein feines Gerät, aber nicht gemacht, um Magicos artgerecht anzutreiben. Wolf selbst betont in Interviews, dass seine Designs Leistung brauchen – „so viel wie möglich!“ – egal was die Datenblätter flöten.
Alles andere ist Mumpitz, wie du sagst. Die Impedanzkurve taucht auf 3 Ohm, und ohne Strömungsreserven wird der Bass matschig, die Dynamik erstickt. Dennoch: Selbst in so einer suboptimalen Kette hört man die Tonalität eines Lautsprechers hindurch. Und bei der S5 MK1 war sie für mich einfach nicht überzeugend – zu steril, zu wenig Seele, trotz der technischen Brillanz. Sie fühlte sich nicht wie ein Upgrade an, sondern wie ein Kompromiss. Warum die MK1 für mich raus ist – und der Blick zur MKII
Deshalb: Die Magico S5 MK1 ist für mich keine Alternative. Wolf hat das Potenzial erkannt und nur drei Jahre später, 2015, die MKII herausgebracht – mit einem neuen Diamond-coated Beryllium-Tweeter (aus dem M-Project abgeleitet), einem leichteren, steiferen Midrange (20% leichter, 300% steifer durch Multi-Wall-Carbon und Nanographene) und verbesserten Bass-Treibern mit stärkeren Magneten und Graphene-Dustcaps. Das Ergebnis? Weniger Verzerrung, besseres Off-Axis-Verhalten und ein dynamischerer Bass, der die MKI übertrumpft.
Ab der MKII wird’s interessant – da blüht die Magie auf, mit mehr Flüssigkeit und Natürlichkeit, wie User in Foren berichten. Aber ehrlich: In dieser Preisklasse (damals ca. 30.000 Euro) ein Upgrade nach nur drei Jahren? Das ist zu schnell, zu teuer – es fühlt sich an wie geplante Obsoleszenz in High-End-Kleidung. Magico könnte langlebiger designen, statt jährlich zu iterieren.In diesem Sinne: Die S5 MK1 ist ein technisches Juwel, das Alon Wolfs Genie ehrt, aber in der Praxis braucht sie das richtige System, um zu glänzen. Für mich war’s ein Lernmoment – und ein Grund, weiterzusuchen.
Hast du schon Alternativen im Auge, wie Rockport oder Wilson? Lass uns drüber quatschen!