CD Cover abstrakt

Vincent Meissner Trio – Eigengrau

Vincent Meissner Trio – Eigengrau Jazz 

Ein audiophiles Porträt eines jungen Künstlers mit klarem Ton und visionärer Handschrift

Label & Veröffentlichung

  • Label: ACT MUSIC
  • Format: CD, Album, LP, Streaming
  • Land: Frankreich
  • Veröffentlicht: 25. Juli 2025
  • Genre: Jazz
  • Stilrichtung: Jazz
  • Amazon Werbung: Vincent Meissner

Mit seinem zweiten Album „Eigengrau“, erschienen beim renommierten Label ACT Music, zeigt sich der junge deutsche Pianist Vincent Meissner als einer der aufregendsten Jazz-Vertreter seiner Generation. In klassischer Trio-Besetzung – gemeinsam mit Josef Zeimetz (Bass) und Henri Reichmann (Schlagzeug) – entfaltet sich auf dieser Veröffentlichung eine Musikwelt, die gleichermaßen tiefgründig, konzeptuell durchdacht und klanglich höchst anspruchsvoll ist.

Zur Person: Vincent Meissner

Geboren im Jahr 2000 in Dresden, begann Vincent Meissner bereits früh mit dem Klavierspiel. Geprägt von klassischer Ausbildung und einer schnell aufkommenden Affinität zum Jazz, entwickelte er eine energetische und zugleich feinfühlige Klangsprache. Sein Studium an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig bei Prof. Michael Wollny gab ihm den Feinschliff für seine improvisatorische wie kompositorische Ausdrucksstärke.

Sein Debütalbum „Bewegtes Feld“ (2021) wurde von Presse und Publikum gefeiert – und ließ bereits erahnen, dass Meissner kein stilistischer Mitläufer ist, sondern ein neugieriger Klangforscher mit eigener Handschrift.

Kritische Stimmen zu Eigengrau

Die Kritiken zu Eigengrau sprechen eine klare Sprache. JazzThing lobte das Album als „einen reifen Wurf voller Struktur, Intensität und Mut zur Lücke“. Die Kompositionen seien weit mehr als bloße Skizzen – sie seien Erzählungen, die sich musikalisch entfalten. Deutschlandfunk Kultur betonte die „verblüffende Reife“ des Trios und die „ungewöhnlich präzise Dramaturgie“ der Stücke.

Auch international wurde das Album beachtet: Der britische Jazzwise bezeichnete Meissner als „einen der vielversprechendsten europäischen Pianisten unter 25“, der mit Eigengrau „eine starke, fast cineastische Vision von modernem Jazz“ entwickle.

Hörbericht: HiFi mit Tiefgang

Ich selbst bin erst heute mit diesem Album in Berührung gekommen – und kann mit Leichtigkeit bestätigen, dass die Aufnahme in typischer ACT-Manier hervorragend produziert ist. Das klangliche Fundament ist solide, transparent und detailreich – wie man es von diesem Label kennt. Besonders in akustisch gut aufgestellten Anlagen entfaltet Eigengrau seine volle Pracht. Die Dynamik zwischen Bass, Schlagzeug und Piano ist fein austariert, die klangliche Staffelung erlaubt ein differenziertes Erleben der musikalischen Tiefe.

Für HiFi-Enthusiasten wie mich ist es oft nicht leicht, Musik weiterzuempfehlen – denn unser Hören unterscheidet sich stark von dem eines Durchschnitts-Hörers. Während viele auf Melodie oder Groove achten, höre ich auf Raumtiefe, Frequenzverteilung, Echtheit der Instrumentenabbildung. Leider bleiben den meisten dadurch viele Alben entweder verschlossen so, dass die Musik einfach keinen Sinn erkennen lässt.

Im Fall von Eigengrau ist der Zusammenhang der Töne spürbar. Es ist klar, dass hier ein Tonmeister und ein Interpret mit einer konkreten Idee arbeiten. Aus dieser Idee entsteht ein musikalisches Narrativ, das seine Gültigkeit nur dann entfaltet, wenn die Wiedergabekette nicht manipuliert. Für mich ein klares Anliegen des Künstlers: Die Musik soll so klingen, wie sie das Studio verlassen hat.

Und auch wenn diese Art von Musik sicher nicht jedermanns Sache ist, so ist Eigengrau schon aufgrund der audiophilen Qualität und der konzeptionellen Tiefe eine absolute Entdeckung wert. Wenn mehr Audiophile verstehen würden, wie gut diese ACT-Produktionen tatsächlich sind, wären CDs und LPs dieses Labels vermutlich längst nicht mehr zu solchen Preisen erhältlich.


Fazit:
Mit Eigengrau liefert Vincent Meissner nicht nur ein kluges, atmosphärisch dichtes Jazz-Statement – er liefert auch eine der klanglich überzeugendsten Veröffentlichungen des aktuellen ACT-Katalogs. Für alle, die Jazz nicht nur hören, sondern auch fühlen und verstehen wollen – und die ihre HiFi-Anlage fordern und fördern möchten – ist dieses Album ein Muss.

Eigengrau – Tracklist und kurze Beschreibung

  1. Supernumb
    Ein wacher Opener mit subtiler Spannung – klar strukturierte Harmonien und ein pulsierendes Pianospiel eröffnen das Album mit energiegeladenem, doch kontrolliertem Groove.

  2. Gemeinsam Erkunden
    Pianistisch klangverliebt und gemeinschaftlich musiziert – der Titel spiegelt das Trio-Spiel wider, bei dem Räume und Klangtexturen gemeinsam ausgelotet werden.

  3. Nothing Compares 2 U
    Ein ungewöhnlicher Cover-Moment: Meissner interpretiert Prince’ Klassiker in seiner klaren und gleichzeitig introspektiven Sprache – melancholisch, aber nicht sentimental.

  4. Manja
    Leicht vertrackt, melodisch und überraschend. Dieses Stück wirkt verspielter und offenbart sowohl rhythmische als auch harmonische Raffinessen.

  5. Be Yellow
    Farbe im Klang – ein lebhafter Titel mit energischem Drive. Die Kombination aus Wortspiel und musikalischem Ausdruck wirkt bewusst leichtfüßig.

  6. Oknok
    Skurril im Titel, eigenwillig in der Struktur. Sehr kreativ und rhythmisch pointiert – hier spielen Trio und Klangräume eine spannende konzeptuelle Rolle.

  7. Palma Amore
    Poetisch und etwas schwärmerisch. Der Titel klingt romantisch, und musikalisch öffnet sich ein eleganter, lyrischer Zugang, der den Hörer mitnimmt.

  8. Anthem
    Kurz und prägnant – homöopathisch dosierte Intensität. Das Trio schafft hier mit wenigen Mitteln große Wirkung.

  9. Separator
    Der Albumabschluss mit Kalkül: sphärisch, klangoffen und losgelöst. Ein feinsinniger Ausklang, der Raum für Nachhall lässt und den Hörer mit Stille und Nachdenken entlässt.

Credits

  • Music composed by Vincent Meissner
    (außer Track A03: Prince | Track B09: T. Yorke, J. Greenwood, E. O’Brien, P. Selway)
  • Produced by Andreas Brandis
  • Recorded by Johannes Kellig (08.–10. September 2024, Jazzanova Studios, Berlin)
  • Mixed & Mastered by Klaus Scheuermann
  • Lacquer Cut: Scape Mastering
  • Foto: Niklas Wagenbrenner
  • Cover Art: Mascha Schultz (mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin)
  • Cover Design: Siggi Loch