CD Cover mit einer Frau die gerade Lautsprecher anschaut

Breitbandlautsprecher tief erklärt – der Weg zum natürlichen Klang

Breitbandlautsprecher – Ein tiefer Einblick in die Kunst der punktuellen Klangwiedergabe

Breitbandlautsprecher sind faszinierende Klangwandler, die versuchen, mit nur einem einzigen Treiber den gesamten hörbaren Frequenzbereich abzudecken. Die Idee dahinter ist so einfach wie anspruchsvoll: Eine einzelne Membran soll sowohl tiefe Bässe als auch hohe Höhen sauber und linear wiedergeben. Doch das ist eine große Herausforderung, da Lautsprechermembranen physikalisch bedingt nicht gleichermaßen gut für alle Frequenzen geeignet sind.

Ein kurzer Blick in die Geschichte

Die Wurzeln der Breitbandtechnik reichen bis in die Pionierzeit der Lautsprecherentwicklung:

  • Paul Voigt (1934) entwickelte die legendäre Voigt Pipe – ein Gehäuse, das Transmissionline, Horn und Bassreflex in sich vereinte und ideal auf Breitbandtreiber zugeschnitten war.

  • In den 1950ern revolutionierte der Quad ESL-57 als elektrostatischer Vollbereichswandler die Szene – ein Meilenstein der Klangtreue, bis heute von Kennern geschätzt.

  • Whizzer-Cones wurden eingeführt, um mit kleinen Zusatzmembranen die Hochtonwiedergabe mechanisch zu verbessern – ein Merkmal vieler Fostex- oder Lowther-Treiber.

Warum Breitband?

Der Hauptvorteil von Breitbandlautsprechern liegt in der kohärenten Schallabstrahlung. Bei Mehrwegsystemen, die verschiedene Treiber für Tief-, Mittel- und Hochton nutzen, werden die einzelnen Frequenzbereiche über Frequenzweichen aufgeteilt. Diese Weichen führen zu Phasenverschiebungen und Laufzeitunterschieden, die das Klangbild zerfasern können. Das Ergebnis ist oft eine etwas „künstliche“ oder „zersplitterte“ Klangbühne.

Ein Breitbänder hingegen erzeugt den Schall von einer einzigen Quelle, sodass keine Überlagerungen oder Verzögerungen zwischen Treibern entstehen. Dadurch wirkt der Klang oft besonders natürlich, direkt und räumlich präzise – besonders bei Stimmen und akustischen Instrumenten. Man spricht dann auch von einem Punktquellencharakter.

Die physikalischen Grenzen

Leider gibt es auch Einschränkungen: Die Membran eines Breitbandlautsprechers muss relativ klein und leicht sein, um Höhen sauber wiederzugeben. Für tiefe Frequenzen ist jedoch eine größere Membranfläche und viel Hub erforderlich. Diese Anforderungen stehen sich entgegen. Deshalb können Breitbandlautsprecher oft nicht den sehr tiefen Bass erreichen, den große Subwoofer oder spezialisierte Tieftöner liefern. Die Höhenwiedergabe ist außerdem limitiert durch die Bündelung der Schallwellen, die bei hohen Frequenzen sehr stark wird und somit den Abstrahlwinkel einschränkt.

Gehäusebau – der Schlüssel zum Erfolg

Um diese Schwächen zu kompensieren, werden Breitbandtreiber in spezielle Gehäuse eingebaut. Dabei kommen häufig Resonanzprinzipien zum Einsatz, etwa die Voigt-Pipe, bei der der rückwärtige Schallweg des Treibers akustisch verlängert wird, um mehr Bass zu erzeugen. Andere Designs sind Transmissionline-Gehäuse oder Backloaded-Horns, die durch gezielte Schallführung den Wirkungsgrad in den unteren Frequenzen verbessern. Selbst offene Schallwände („Open Baffle“) werden eingesetzt, um eine luftige, natürliche Klangwiedergabe zu erreichen.

Ein Breitbänder allein macht noch keinen High-End-Lautsprecher. Erst das richtige Gehäuse sorgt für Tiefgang, Wirkungsgrad und Klangbalance. Bewährt haben sich:

  • Voigt Pipe (TQWT): Schallführung nach unten mit resonanzfördernder Linienführung.

  • Backloaded Horn: Verstärkung des Tieftons über Hornprinzip im Gehäuseinneren.

  • Transmissionline: Phasenrichtige Auslöschung der Rückseite und tiefer Bass.

  • Offene Schallwand (Open Baffle): Luftige, unaufdringliche Abstrahlung mit natürlicher Klangbühne.

Unterschied zu Koaxiallautsprechern

Während Breitbandlautsprecher einen einzigen Treiber für den gesamten Frequenzbereich verwenden, verfolgt der Koaxiallautsprecher einen anderen Ansatz: Er kombiniert mehrere Treiber (normalerweise einen Hochtöner und einen Mitteltöner oder Tieftöner) auf derselben Achse, also koaxial. Das bedeutet, dass der Hochtöner direkt in der Mitte des Tieftöners sitzt.

Das Ziel des Koaxialkonzepts ist es, die Abstrahlpunkte beider Treiber möglichst genau zu deckungsgleich zu machen. Dadurch sollen ähnliche Vorteile wie bei Breitbandlautsprechern erzielt werden: Eine kompakte Schallquelle, die räumlich kohärent wirkt. Anders als bei Breitbändern gibt es jedoch eine Frequenzweiche, die den Signalbereich aufteilt. Die Integration der beiden Treiber ist also deutlich komplexer und technisch anspruchsvoller.

Koaxiallautsprecher sind insbesondere im professionellen Bereich beliebt, weil sie eine gute Kombination aus breitbandiger Wiedergabe und hoher Leistungsfähigkeit bieten. Man findet sie oft bei Monitorlautsprechern, Beschallungsanlagen und im Auto.

Was ist ein Breitbandlautsprecher?

Ein Breitbandlautsprecher (engl. full-range driver) ist ein Treiber, der ohne Unterstützung von separatem Hoch- oder Tieftöner ein möglichst weites Frequenzspektrum allein reproduziert. Ziel ist eine kohärente Klangquelle, bei der keine Frequenzweiche eingreift, keine Verzerrungen durch Filter entstehen und keine Laufzeitunterschiede zwischen Chassis auftreten.

Vorteile:

  • Punktquellencharakteristik: Ideale räumliche Abbildung, besonders für Stimmen und akustische Instrumente.

  • Keine Frequenzweiche: Vermeidet komplexe Filterkonstruktionen und ihre typischen Nebenwirkungen.

  • Schnelle Impulsantwort: Direktes, anspringendes Klangbild mit hohem Detailreichtum.

Nachteile:

  • Begrenzter Bass & Hochton: Physikalische Grenzen setzen dem Tiefgang und den obersten Höhen oft enge Schranken.

  • Richtwirkung: Hohe Frequenzen werden zunehmend gebündelt, was die Abstrahlcharakteristik einschränken kann.

  • Wirkungsgrad: Breitbänder brauchen meist ein speziell abgestimmtes Gehäuse, um effizient zu arbeiten.

Moderne Innovationen und Zukunftsaussichten

In den letzten Jahren wurden neue Membranmaterialien und Konstruktionen entwickelt, die den klassischen Breitbandtreibern ihre Grenzen etwas erweitern. So kommen heute oft Verbundwerkstoffe wie Kevlar oder Carbon zum Einsatz, die sowohl leicht als auch steif sind. Balanced Mode Radiators (BMR) kombinieren die klassische Kolbenbewegung mit Biegewellen, um eine besonders gleichmäßige Abstrahlung zu erreichen.

Darüber hinaus unterstützen digitale Klangkorrekturen (DSP) Breitbandlautsprecher dabei, ihr Frequenzspektrum sauberer und lineare darzustellen, ohne dabei die grundsätzliche Abstrahlphilosophie zu zerstören.

Moderne Materialien:

Während der Grundgedanke gleich geblieben ist, hat sich die Materialforschung weiterentwickelt:

  • Membranmaterialien: Heute kommen Papier-Composite, Kevlar, Carbon oder Aluminium zum Einsatz – oft kombiniert mit gezielter Bedämpfung.

  • Balanced Mode Radiators (BMR): Hybride Konzepte, die Kolbenbewegung und Biegewellen vereinen, um ein besonders gleichmäßiges Abstrahlverhalten zu erzielen.

  • Manger-Membran: Ein deutsches Spezialverfahren mit biegeweicher Membran und außergewöhnlicher Detailwiedergabe – eine klanglich wie technisch eigenständige Lösung.

Fazit

Breitbandlautsprecher sind ein faszinierender Kompromiss zwischen Einfachheit und physikalischen Grenzen. Sie liefern einen unverfälschten, räumlich kohärenten Klang, der vor allem in kleineren Hörumgebungen und bei akustischer Musik seine Stärken ausspielt. Koaxiallautsprecher dagegen versuchen, die Vorteile von Mehrwegsystemen mit punktueller Schallquelle zu verbinden, was sie technisch komplexer aber auch vielseitiger macht.

Wer also auf der Suche nach einem natürlichen, unmittelbaren Klangbild ist und sich auf die typischen Eigenschaften eines Breitbanders einlassen kann, wird mit einem gut gemachten Breitbandlautsprecher eine faszinierende Hörerfahrung machen.

Hier einige Marken an Breitbandlautsprecher:

Hersteller Herkunft Bemerkenswerte Modelle
Fostex Japan FE206En, FF165WK, FX120
Lowther UK PM6A, DX-Serie, EX-Serie
Voxativ Deutschland AC-1.6, AC-X, Ampeggio, Hagen
Markaudio Hongkong Alpair 7, Alpair 10, CHR-70
Jordan UK JX92, Eikona 2
Manger Audio Deutschland MSMc1, W05, P1
Tang Band Taiwan W3-871B, W4-1337SDF
Supravox Frankreich 215 Signature Bicone, 165-2000 Alnico
EMS (Electro Magnet Speaker) Frankreich LB8, LB12, LB15 (teils mit Feldspule)
Audio Nirvana USA Classic 10″, Super 8″, Ferrite 12″
Phy-HP Frankreich H21 LB15, H21 LB12 (mit großem Alnico-Magnet)
Rullit Deutschland/Russland Aero 8″, Silvercore Edition (Einzelfertigung)
Seas Norwegen Exotic F8 (High-End Fullrange)
Omnes Audio Deutschland BB 3.01, BB 5.01, BB 8.01
Visaton Deutschland B200, FRS 8, FR 10 HM

Diese Marken decken ein breites Spektrum ab – von DIY-freundlichen Chassis bis hin zu High-End-Treibern mit Feldspulen oder handgefertigten Kegeln. Manche Hersteller wie Rullit oder EMS arbeiten in sehr kleinen Stückzahlen mit außergewöhnlichen Materialien und Techniken, während Firmen wie Fostex und Tang Band größere Serien für den Selbstbau und OEM-Bereich anbieten.

Hier einige sehr gute Chinesische Marken:

 

Hersteller Herkunft Bemerkenswerte Modelle
Tang Band (TB Speaker) Taiwan/China W3-871B, W4-1320SB, W8-2145, W5-1611SAF
Aiyima Audio China ACF-3″, ACF-5″ (für kompakte Breitband-Anwendungen)
Lii Audio China Crystal 10, Fast 8, Silver 10, F15 (teilweise Feldspule)
     
Dayton Audio (Fertigung teilweise in China) USA/China PS95-8, RS100P-4 – gut verarbeitete Budget-Treiber
Merrill DCA China DCA 4.5, 5.5, 6.5 – preisgünstige Breitbänder