Linn Klimax DSM/2: High End Streamer DAC im Review

Linn Klimax DSM/2: High End Streamer DAC im Review

High-End aus Schottland – Der Linn Klimax DSM/2 mit Katalyst-DAC im Porträt

Wenn in der audiophilen Welt der Name Linn fällt, ist sofort klar: Hier geht es nicht um halbe Sachen. Die schottische Manufaktur hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1973 konsequent dem musikalischen Maximum verschrieben. In einer Zeit, als Plattenspieler noch als bloße Schallwandler galten, stellte Firmengründer Ivor Tiefenbrun eine kühne These auf: Die Quelle ist entscheidend – nicht die Lautsprecher. Eine Idee, die heute so selbstverständlich klingt, war damals ein regelrechter Tabubruch. Und doch wurde sie zum Fundament für eine der kompromisslosesten Audiomarken der Welt.

Wer sich heute mit digitalem High-End beschäftigt, kommt an Linn nicht vorbei. Vor allem nicht, wenn es um einen ihrer legendärsten Vertreter geht: den Klimax DSM/2 mit Katalyst DAC. Zwischen 2016 und 2021 gebaut, markiert er einen Höhepunkt in Linns Digitalgeschichte – und das in jeder Hinsicht: klanglich, konzeptionell und konstruktiv.

Musikmaschine mit Charakter

Schon der erste Kontakt mit dem Gerät macht klar: Hier wurde nicht gespart. Das Gehäuse besteht aus einem einzigen Block Aluminium, präzise gefräst, schwer, stabil, fast skulptural. Keine Spielereien, keine überflüssigen Displays, kein Bling-Bling. Die Designsprache ist kühl, reduziert – und wirkt gerade deshalb so edel. Wer den Klimax berührt, hört das leise Klicken der Präzision.

Im Inneren arbeitet das, was Linn zur vierten Generation digitaler Signalverarbeitung erklärt hat: der Katalyst DAC. Anders als herkömmliche Digital-Analog-Wandler, die auf Standardbausteine setzen, verfolgt Linn hier einen ganzheitlichen Ansatz. Referenzspannung, Stromversorgung, Taktmanagement, sogar das Ausgangsfilter – alles wurde neu gedacht und exakt aufeinander abgestimmt. Das Ziel: die maximale Kontrolle über jeden Aspekt des digitalen Signals.

Klanglich zahlt sich dieser Aufwand mehr als aus. Der Klimax DSM/2 mit Katalyst klingt nicht nur analytisch sauber – das können auch andere. Er klingt dabei gleichzeitig emotional, körperlich und tief. Stimmen schweben frei im Raum, jedes Instrument besitzt Gewicht und Kontur. Nichts wirkt überzeichnet oder technisch. Es ist ein Klangbild von erhabener Ruhe und müheloser Durchzeichnung, das schlicht süchtig macht. Man hört nicht nur Musik – man erlebt sie in ihrer vollen Dimension.

Aus dem Leben – Adams Klimax-Erfahrung

Ein guter Bekannter von mir – Adam – ist nicht nur stolzer Besitzer dieses Streamers, sondern längst zu einem audiophilen Freund geworden. Er betreibt seinen Linn Klimax DSM/2 Katalyst in einer hochwertigen Kette: mit Jeff Rowland 525 Endstufen (Stereo oder Mono, je nach Konfiguration) und der Jeff Rowland Capri S2 Vorstufe. Und wenn Adam über den Klimax spricht, dann tut er das in Superlativen.

Er sagt, er habe noch nie einen Wandler gehört, der Musik so realistisch, körperlich und ehrlich wiedergebe wie dieser Linn. Und auch wenn ich skeptisch wäre – seine WhatsApp-Videos sprechen Bände. Immer wieder schickt er mir Hörproben seiner Sessions, und selbst über das Smartphone ist diese klangliche Präsenz noch erstaunlich hörbar. Natürlich ersetzt das kein eigenes Hören – aber es hinterlässt einen Eindruck, der nachhallt.

Was Adam besonders auszeichnet: Er ist ein Mensch, der sich in Themen bis ins kleinste Detail hineinarbeitet. Er bleibt nicht an der Oberfläche, sondern sucht Austausch, vernetzt sich mit Gleichgesinnten und geht der Sache auf den Grund. So kam im Laufe der Zeit ans Licht, dass sein Klimax modifiziert wurde. Was genau verändert wurde, wissen wir nicht. Angeblich hat ein befreundeter Techniker, der den Klimax von innen kennt, gesagt: „Das Tuning ist auf Weltklasseniveau.“ Ob hier im Signalweg spezielle Kondensatoren eingesetzt wurden oder andere Bauteile optimiert wurden – man weiß es nicht. Und es spielt vielleicht auch keine Rolle.

Wichtiger ist, dass Adam restlos begeistert ist. Für ihn ist es das Nonplusultra an digitaler Musikwiedergabe – und er kann sich kaum vorstellen, dass etwas an diese Performance heranreicht. Und ehrlich gesagt: Ich kann ihn verstehen.

Ich selbst bin seit Jahren Linn-Fan. Als ich vor einigen Jahren für längere Zeit den eher unscheinbaren Linn Movie Di hören durfte – ein Gerät, das eher auf den ersten Blick unspektakulär wirkt –, war es um mich geschehen. Diese Selbstverständlichkeit im Klang, diese tiefe Musikalität ohne jede Anstrengung: Linn hatte mich gepackt. Und nie wieder losgelassen.

Streaming trifft Studioqualität

Technisch gesehen ist der Klimax DSM/2 ein echter Tausendsassa. Er vereint Netzwerkplayer, DAC und Vorstufe in einem einzigen Gerät. Er verarbeitet PCM-Signale bis 384 kHz bei 24 Bit, unterstützt nativ DSD bis DSD128, streamt aus dem lokalen Netzwerk, via AirPlay 2, Bluetooth oder über Dienste wie Tidal, Qobuz, Spotify und sogar Roon.

Wer die AV-Variante besitzt, bekommt zusätzlich HDMI-Eingänge (4K-fähig mit ARC), um auch Fernseher, Blu-Ray-Player oder Spielekonsolen auf das hohe Klangniveau zu heben. Linn hat sogar an eine Raumkorrektur gedacht: Mit dem hauseigenen System Space Optimisation lassen sich störende Raumeinflüsse digital kompensieren – rein softwarebasiert und auf Wunsch völlig ohne Mikrofon.

Natürlich darf auch die Integration ins eigene Linn-Ökosystem nicht fehlen. Via Exakt Link lässt sich der Klimax nahtlos mit Linns aktiven Exakt-Lautsprechern verbinden. Wer hingegen klassische Passivlautsprecher betreibt, wird die hochwertigen analogen Ausgänge (Cinch und XLR) schätzen – ebenso wie die elegante Lautstärkeregelung, die keine Wünsche offenlässt.

Digitaler Klassiker mit Zukunft

So kompromisslos wie Linn beim Bau ist, so zukunftssicher ist das Gerät auch konzipiert. Der DSM/2 kann auf Wunsch auf die neueste Organik DAC-Architektur aufgerüstet werden – ein Schritt, der noch mehr Natürlichkeit und Feinsinn ins Klangbild bringt. Auch das neu entwickelte Utopik-Netzteil, das 2023 vorgestellt wurde, kann bei autorisierten Linn-Händlern nachgerüstet werden.

Das spricht für Linns Philosophie: Wer einmal investiert, soll nicht nach wenigen Jahren wieder von vorne anfangen müssen. Die Geräte sind modular, reparierbar, upgradefähig – und vor allem musikalisch zeitlos.

Fazit: Digitale Souveränität auf schottisch

Der Linn Klimax DSM/2 Katalyst ist kein Digitalgerät im klassischen Sinne – er ist eine Klangskulptur, geschaffen für Hörer, die Musik auf höchstem Niveau erleben wollen. Wer ihn hört, versteht, warum Linn seit einem halben Jahrhundert zur Weltspitze gehört – und das völlig zu Recht.

In einer Zeit, in der viele Streamer als Massenware auf den Markt geworfen werden, steht der Klimax wie ein Monolith für eine andere Philosophie: für Präzision, Tiefe, Handwerk und eine leidenschaftliche Liebe zur Musik.

Oder wie man in Schottland vielleicht sagen würde:
“Pure sound. Pure soul.”

Kurzüberblick Technische Daten:

Kategorie Details
Einführung Sept 2016 – März 2021
Gewicht / Größe 8,6 kg (DS) / 90 × 350 × 355 mm
DAC-Chip AKM AK4497EQ (Katalyst‑Architektur)
Clock Hochpräziser Master‑Clock, separate Stromversorgung
PCM-Wiedergabe bis 24 Bit / 384 kHz intern (z. B. Internes Upsampling)
DSD nativ bis DSD128
Eingänge Ethernet, XLR analog, Toslink, SPDIF koaxial, HDMI
Ausgänge RCA, XLR analog, HDMI
Lautstärke Digital Gain –80 bis +20 dB (1 dB Schritte)
Laufzeit / Verbrauch 9 W im Standby, max. 22 W
Dateiformate FLAC, WAV, ALAC, AIFF, MP3, AAC, OGG, WMA, DSD (DSF/DFF)
Streamingdienste Tidal, Qobuz, Spotify, Deezer, Calm Radio, TuneIn, Airplay 2
Roon Ab Firmware Davaar63
Raumkorrektur Linn Space Optimisation
Exakt-Systemsupport Ja, via Exakt‑Link

Was bedeutet „Katalyst“ bei Linn?

Katalyst ist keine bloße Bezeichnung für einen DAC-Chip, sondern steht für eine umfassende digitale Signalverarbeitungskette samt Stromversorgung, Clock-Management und analoger Ausgangsstufe, die Linn rund um den verwendeten DAC (z. B. AKM AK4497EQ) entwickelt hat. Die Plattform ist auf maximale Präzision, Jitterarmut und Stromversorgungskontrolle optimiert.


Die 5 zentralen Komponenten der Katalyst-Architektur

Linn nennt diese fünf Kernbestandteile:

  1. Referenzspannung

    • Extrem stabile, rauscharme Spannungsquelle für den DAC – unabhängig von Schwankungen im Stromnetz oder digitaler Last. Ziel: Maximale Konvertierungsgenauigkeit.

  2. Getrennte Stromversorgungen

    • Unterschiedliche DAC-Funktionsblöcke erhalten eigene, entkoppelte Versorgungsbereiche. Minimiert Übersprechen und Störungen im Signalweg.

  3. Master-Clock in eigener Domäne

    • Die Taktsteuerung sitzt auf einer isolierten Platine mit eigener Stromversorgung. Ergebnis: Deutlich reduzierter Jitter (zeitliche Schwankung digitaler Signale).

  4. 32‑Bit DA-Konvertierung mit digitalem Volume

    • Hochpräzise Digitalverarbeitung mit 32‑Bit Genauigkeit. Die Lautstärkeregelung erfolgt rein digital mit Bit-Exaktheit, ohne analoge Poti-Verluste.

  5. Output Driver

    • Speziell abgestimmte analoge Ausgangsstufe mit sehr geringem Verzerrungsniveau. Entwickelt, um ideal mit nachfolgenden Verstärkern oder Aktivlautsprechern zu harmonieren.


Warum ist das wichtig?

Während viele Hersteller einfach einen DAC-Chip wie den AK4497 verbauen und dessen Referenzdesign verwenden, baut Linn mit Katalyst eine maßgeschneiderte, audiophile Signalverarbeitungskette um diesen Chip herum. Der Chip ist zwar zentral, aber ohne die eigene Architektur zur Strom-, Takt- und Signalführung würde sein Potenzial nicht ausgeschöpft.


Nachfolger: Organik

Die Katalyst-Architektur wurde 2021 von „Organik“ abgelöst, dem ersten vollständig inhouse entwickelten DAC von Linn, der ebenfalls die Erfahrungen aus Katalyst integriert – aber auf noch höherem technischen Niveau (z. B. FPGA-basiert, nicht AKM-basiert).

Was bedeutet FPGA?

FPGA steht für Field-Programmable Gate Array. Das ist ein spezieller, programmierbarer Chip, der nachträglich für verschiedene Aufgaben flexibel konfiguriert werden kann – anders als feste Schaltkreise (ASICs), die nur eine Funktion haben.

Wenn ein Gerät FPGA-basiert ist, bedeutet das, dass seine digitale Signalverarbeitung (zum Beispiel im DAC oder Streamer) auf diesem anpassbaren Chip läuft. Das erlaubt Linn, die Audio-Filter, den Signalweg oder andere Funktionen per Software-Update zu optimieren oder neu zu gestalten – ohne neue Hardware einzubauen.

Kurz: FPGA-basierte Technik bietet maximale Flexibilität, präzise Steuerung und kann so für bestmögliche Klangqualität sorgen.