Marantz Model 1250
Marantz Model 1250 Vintage Vollverstärker Erfahrungsbericht / Test:
Overall Rating: ★★★★★ (5/5)
Die Marantz-Debatte: Hype oder echte Qualität?
In meinen bisherigen Berichten habe ich oft darüber nachgedacht, warum Marantz-Geräte nach wie vor so extrem gehypt werden. Was erwarten HiFi- und Vintage-Interessierte eigentlich von einem dieser ästhetisch ansprechenden Verstärker oder Receiver? Erhoffen sie sich einen revolutionären Sound oder klangliche Eigenschaften, die sowohl evolutionäre als auch revolutionäre Qualitäten besitzen? Ich bin neugierig, was genau die Faszination hinter Marantz ausmacht. Allein das ansprechende Design kann wohl nicht der ausschlaggebende Grund sein, weshalb die Preise für einige Modelle der Marke in astronomische Höhen schnellen.
Ich habe bereits mehrere Geräte von Marantz ausprobiert und kann sagen, dass sie zwar qualitativ hochwertige Geräte sind, jedoch bei weitem nicht die außergewöhnlichen technischen Innovationen oder Meilensteine bieten, die man vielleicht erwarten würde. Klanglich sind sie ebenfalls lediglich in Ordnung. Um das „nur“ aus meiner vorherigen Aussage zu streichen: Modelle wie der 2270, Model 18 und 19 sind in der Tat hervorragende Receiver, die sich nicht hinter manch einem High-End-Verstärker verstecken müssen. Insbesondere bei den letzten beiden Modellen verstehe ich die hohen Preise, da sie extrem selten sind.
Allerdings erachte ich die Preise für Receiver, die man fast monatlich erwerben kann, als übertrieben, insbesondere die für den 2270. Ich möchte an dieser Stelle einen Appell richten, diesen übertriebenen Hype zu hinterfragen. Wer auf der Suche nach einem vintageähnlichen Erlebnis ist, sollte stattdessen in Betracht ziehen, sich eine Yamaha M4 in Kombination mit einer C4 zuzulegen und staunen, was man aus den eigenen Lautsprechern herausholen kann. Doch genug der Kritik – lassen Sie uns den Marantz 1250 näher betrachten.
Der Marantz 1250: Ein Blick auf das Design und die Verarbeitung
Ich muss gestehen, dass ich bereits bei meinen Erfahrungen mit dem PM8 und dem 1300DC Verstärker festgestellt habe, dass Marantz der einzige Hersteller aus der alten Vintage-Fraktion ist, dessen Schieberegler ich als durchweg gelungen empfinde. Im Gegensatz zu vielen anderen Marken, bei denen diese Bedienelemente oft billig wirken, sind sie hier qualitativ hochwertig. Eine Ausnahme bildet lediglich die große und exquisite Rotel RC 5000 Vorstufe.
Optisch entspricht der 1250 dem typischen Marantz-Stil: eine hervorragende Verarbeitung und ein ansprechendes Design. Im Inneren des Geräts findet sich ein beeindruckender Transformator sowie ein großer Ladeelko, was jedoch bei näherer Betrachtung einige Fragen aufwirft. Ich finde es seltsam, dass für einen Kanal nur ein einziger Elko verwendet wurde; ich bin der Meinung, dass jeder Kanal einen eigenen Elko benötigt. Vermutlich wurde das zweite Element dem Design geopfert. Es könnte allerdings auch sein, dass der 1250 in Japan anders konzipiert wurde. Auf einem Foto sieht man beispielsweise zusätzliche Elkos – ob diese nachträglich installiert wurden, ist unklar. Möglicherweise wollte der vorherige Besitzer mehr Druck und Kontrolle aus den Lautsprechern herausholen. Vielleicht kann ein Marantz-Spezialist dazu mehr Informationen liefern.
Klangeigenschaften und Anpassungen
Wie bei fast allen Marantz-Geräten benötigt auch dieser Verstärker Lautsprecher, die nach vorne spielen. Lautsprecher von Herstellern wie Sehring oder Dynaudio passen klanglich nicht wirklich gut zu diesem Modell. Der Marantz 1250 ist im Bassbereich „langsam“ abgestimmt und kann manchmal hinterherhinken. Viele HiFi-Freunde bescheinigen Marantz-Verstärkern eine weichere Klangcharakteristik. Diese Eigenschaft ist keineswegs negativ und hat der Marke eine treue Fangemeinde beschert. Wenn die Lautsprecher gut zu den Geräten passen, kann man wirklich große Freude an ihrem Klang haben.
Obwohl Marantz nicht mehr meine erste Wahl ist, würde ich jederzeit bereitwillig in eines dieser Geräte investieren, da sie eine besondere Aura ausstrahlen, die sehr anziehend wirkt. Und genau hier liegt der Schlüssel: Die Aura der Marantz-Geräte sorgt dafür, dass die Preise auch in Zukunft stabil bleiben.
Technische Daten:
- Sinusleistung: 2 x 125 Watt an 8 Ohm
- Leistungsbandbreite: 20 Hz – 20 kHz
- Klirrfaktor: 0,1%
- Ausgangsimpedanz: 8 Ohm
- Intermodulationsstörungen: 0,1%
- Dämpfungsfaktor 20 Hz: 50, 1 kHz: 55
- Eingänge: Phono mag. 1, Phono mag. 2, Mikrofon, Radio, Reverse (Aux 1), Reverse (Aux 2),
- Bandwiedergabe, Bandaufnahme, Monitor
- Ausgänge: Lautsprecher: 2 Paare, separat schaltbar, Kopfhörer: 8 Ohm
- Klangregler: Bässe, Mitten, Höhen
- Stromversorgung: 220 V, 50/60 Hz
- Leistungsaufnahme: 450 Watt
- Abmessungen: 390 x 146 x 314 mm
- Gewicht: 18,5 kg
- Ladenpreis in 1976 war: 2600,- DM