Marantz PM 15

Marantz PM 15

Marantz PM 15 High End Vollverstärker Erfahrungsbericht / Test:

Overall Rating: ★★★★★ (5/5)

Ich gehe stark davon aus, dass einige Informationssuchende beim Marantz PM15 S1 oder S2 auf diesen Artikel stoßen werden. Daher möchte ich vorab klarstellen, dass der hier beschriebene Marantz Verstärker PM 15 absolut nichts, aber auch gar nichts mit den neueren Modellen S1 und S2 zu tun hat. Das wäre so, als ob man Äpfel mit einem Burger von MC Schnuddels vergleicht und denkt, der Burger sei genauso gesund! Also bitte nicht verwechseln!

In der Vergangenheit gab es bereits mehrere größere Verstärker von Marantz, wie den 1300DC, PM8, PM94, PM95 und PM99. Alle diese Modelle haben ihren Reiz, aber der PM15 setzt noch einmal einen ordentlichen drauf und bringt stolze 32 Kilo auf die Waage, wodurch er zum schwersten Vollverstärker von Marantz wird. Im Laufe der Zeit haben wir alle dazugelernt, auch ich. Daher teile ich die Meinung, dass das Gewicht eines Verstärkers nicht unbedingt entscheidend dafür ist, klangliche Freude zu bereiten. Es gibt viele Wattmonster, die zwar optisch beeindrucken, klanglich jedoch wie ein Elefant im Porzellanladen agieren.

Beginnen wir mit der Optik: Wie auf dem Bild zu erkennen, präsentiert sich die Front absolut schlicht. Dort finden sich lediglich ein Lautstärkeregler, ein Rekord- und Eingangswahlschalter sowie der Power- und Mute-Knopf. Mehr gibt es nicht! Einige in der Vintage-Gemeinde werden sich darüber wundern, und die Anhänger moderner Geräte werden sicherlich die fehlende Fernbedienung bemängeln. An wen richtet sich ein solches Gerät also?

Wer öfter auf meiner Seite vorbeischaut, kann bestätigen, dass ich ein Hifi-Enthusiast bin und bereits viele Verstärker in verschiedenen Größen gehört habe. Einige waren wirklich beeindruckende Geräte, doch der PM15 spielt in einer eigenen Liga und übertrifft viele der Vollverstärker, die meine heiligen Hallen besucht haben. Die Materialwahl ist außergewöhnlich: Der PM15 besteht nahezu vollständig aus Kupfer! Wenn man bedenkt, dass sich der Kupferpreis seitdem vervierfacht hat, wird schnell klar, dass es heutzutage kaum noch möglich ist, Verstärker in dieser Qualität zu produzieren, und wenn doch, wären sie kaum erschwinglich. Bereits 1994 lag der Neupreis dieses Verstärkers bei knapp 8000 DM. Man braucht kein BWL-Studium, um zu erkennen, was der PM15 heute kosten müsste, würde man ihn in dieser Qualität herstellen. Vergleicht man ihn mit einem aktuellen Accuphase in derselben Gewichtsklasse, wird der Unterschied offensichtlich. Was Marantz 1994 mit dem PM15 auf den Markt brachte, ist schlichtweg qualitativ eine extra Klasse. Man muss diesen beeindruckenden Verstärker einmal live gesehen haben, um zu verstehen, was ich hier beschreibe.

Vor einigen Tagen unterhielt ich mich mit einem guten alten Freund über unser Lieblingsthema. Als wir auf den PM15 zu sprechen kamen, meinte er: „Mein Elektrospezi konnte sich das Teil ansehen. Ich wette, obwohl es ein Class A-Verstärker ist, wird es nur handwarm.“ Und er hatte vollkommen recht. Der Verstärker läuft bis 30 Watt in Class A, bleibt dabei aber angenehm handwarm. Über die technischen Details möchte ich nicht zu sehr ins Detail gehen, sondern einfach verdeutlichen, welch beeindruckendes Gerät Marantz hier der Hifi-Community hinterlassen hat.

Klanglich zeigt der Marantz die typischen Vorzüge, jedoch hat er nicht den Weichspülercharakter, den die „kleineren“ Marantz-Geräte oft besitzen. Der PM15 ist warm abgestimmt, aber dennoch ehrlich und verschönt nichts. Er vermittelt die Emotionen eines Songs – sei es Trauer, Freude oder Dramatik – und lässt die Zuhörer nicht nur hören, sondern auch fühlen. Während andere Verstärker versuchen, aus einem Song jedes noch so kleine Detail herauszuholen, begeistert der PM15 mit seiner mitreißenden Darbietung. Dennoch gehen keine Informationen verloren; alles, was ein Song zu bieten hat, wird dem Zuhörer klar vermittelt. Aktuell bin ich ein begeisterter Hörer der Dynaudio Contour 1.8 MK II. Die Dyns sind beeindruckend, aber dass der PM15 sie auf so dramatische Weise zu einem Dynamikwunder erhebt, hätte ich nicht für möglich gehalten. Alle Verstärker, die ich nach dem Marantz angeschlossen habe, waren einfach emotionslos und langweilig, mit wenigen Ausnahmen, die jedoch in derselben Preisklasse wie eine Symphonic Line spielten.

Der Freund dieses Verstärkers gehört zu den besten Vollverstärkern, die ich kenne. Wer ihm das Wasser reichen will, könnte mit einem Clipping bestraft werden. Das ist das Ende der Suche nach dem perfekten Vollverstärker. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man den PM15 noch toppen kann, aber ich lasse mich natürlich gerne eines Besseren belehren. In diesem Sinne…

Technische Daten:

  • 20Hz…20Khz output : 2x 150W (8 Ohm) 2x 190W (6 Ohm) 2x 250W (4 Ohm)
  • THD : 0,08%
  • 0,018% (60W / 40Hz)
  • 0,0035% (60W / 1Khz)
  • 0,019% (60W / 20Khz)
  • Rise time : 2,4µs (10Khz)
  • Frequency response : 10Hz…50Khz (+0 / -1dB)
  • S/N ratio : 111dB 104dB (IHF-A) 88dB (MM)
  • Line inputs : 170mV / 20kOhm (line 1>5, aux, tape, tuner, cd)
  • Phono inputs : 2,7mV / 40kOhm (MM) 0,2mV / 100Ohm (MC)
  • PC : 340W
  • Dimensions : 45,4 x 21 x 46,7cm
  • Weight : 32kg