Sherwood Tema A1

Sherwood Tema A1

Sherwood Tema A1 High End Endstufe Erfahrungsbericht / Test:

Overall Rating: ★★★★★ (5/5)

Die Anfänge von Sherwood Electronic Inc.

Sherwood Electronic Inc. wurde 1953 von den Ingenieuren Ed Miller und John Snow in Chicago, USA, gegründet. Ursprünglich stellte das Unternehmen elektronische Bauteile für die Rundfunkübertragung her. Dabei lag der Fokus vor allem auf der Produktion von Spulen für UKW-Tuner und Stereo-Decoder. Tatsächlich fand die erste Stereoübertragung im UKW-Rundfunknetz mithilfe von Sherwood-Equipment statt. Das Unternehmen setzte weitere Meilensteine in der Branche, indem es den ersten computergesteuerten Tuner und den weltweit ersten vollständig aus Silizium bestehenden Solid-State-Receiver entwickelte.

Übernahme durch Inkel und der Erhalt der Tradition

Im Jahr 1980 übernahm der südkoreanische Hersteller Inkel das Unternehmen Sherwood. Die Produktionsstätte wurde weiterhin genutzt, um die Tradition hochwertiger Audiogeräte fortzusetzen. Sherwood war zu diesem Zeitpunkt bereits für seine zahlreichen Röhrenverstärker und Receiver bekannt, die in der Audiowelt einen hervorragenden Ruf genossen. Ein besonders bemerkenswertes Modell war der Röhrenreceiver Sherwood S 7700 III, der seinerzeit fast so teuer wie die bekannte McIntosh MC 275 Endstufe war.

Die exklusive Tema-Serie von Inkel/Sherwood

Inkel und Sherwood brachten in den 1980er Jahren die High-End-Tema-Serie auf den Markt, bestehend aus einer Vor- und Endstufe sowie einem CD-Player. Diese Serie ist unter Audiophilen eher wenig bekannt, dennoch genießt sie in Fachkreisen einen Ruf als absolut hochwertig. Es kursieren verschiedene Mythen über die Herkunft und Entwicklung der Serie. Einige behaupten, dass die A1-Endstufe in Zusammenarbeit mit Krell entstand, andere vermuten eine Kooperation mit Mark Levinson. Doch ich persönlich glaube, dass es sich um eine Eigenentwicklung handelt.

Herausragende Verarbeitungsqualität und Exklusivität

Die Verarbeitungsqualität der Tema-Serie ist außergewöhnlich. Die Geräte wurden ohne Sparmaßnahmen gefertigt, was sich auch im Gewicht von beeindruckenden 40 Kilogramm widerspiegelt. Dies deutet auf eine besondere Hochwertigkeit hin. Doch neben der robusten Bauweise zeichnet sich die A1-Endstufe vor allem durch ihre Seltenheit aus. Soweit bekannt, wurden nur 20 komplette Anlagen für den europäischen Markt hergestellt. Es ist sogar möglich, dass diese Serie weltweit auf diese geringe Stückzahl begrenzt blieb.

Ich selbst hatte das Glück, die Tema-Geräte eine Zeit lang zu besitzen. Schließlich verkaufte ich sie zugunsten eines Accuphase E406, dessen Klang mir etwas mehr zusagte.

Optimierung der A1-Endstufe: Ein verstecktes Potenzial

Der neue Besitzer entdeckte jedoch später drei Schalter pro Seite auf der Vorverstärkerplatine der A1-Endstufe, die alle auf „ON/EIN“ gestellt waren. Nach Durchsicht des Schaltplans stellte sich heraus, dass nur ein Schalter aktiviert sein sollte. Mit der richtigen Einstellung zeigte die A1-Endstufe ihr wahres Potenzial: Sie bot nun eine deutlich verbesserte Kontrolle über die Bässe, eine beeindruckende Neutralität und eine höhere klangliche Transparenz. Bei einem Paar Bösendorfer VC7-Lautsprechern, die vorher im Bassbereich nur Dröhnen produzierten, lieferte die Endstufe nun eine exzellente, druckvolle Wiedergabe.

Vergleich mit der Accuphase P600

Die A1-Endstufe steht nun neben einer Accuphase P600, und es zeigt sich, dass selbst diese renommierte Endstufe gegenüber der A1 klanglich nicht bestehen kann. Während die P600 den Klang etwas zentralisiert, schafft es die A1, eine breitere und höhere Klangbühne zu erzeugen. Sie vermag es, ein Konzert in all seiner Dynamik und Größe wiederzugeben—vorausgesetzt, die Lautsprecher sind dafür ausgelegt.

Ein Verlust, der bleibt

Nach einem erneuten Hörtest wurde mir bewusst, wie sehr ich den Verkauf der A1-Endstufe bereue. Solch eine Endstufe sollte man nicht leichtfertig aufgeben. Doch ein kleiner Trost bleibt: Der neue Besitzer wohnt in der Nähe, und wenn ich es möchte, kann ich jederzeit vorbeischauen und den Klang dieses außergewöhnlichen Geräts genießen. Es bleibt zu hoffen, dass er die A1 nicht zu einem günstigen Preis weiterverkauft—denn solche Geräte kommen einfach nicht wieder.

Fazit

Die Geschichte von Sherwood Electronic Inc. ist geprägt von Innovation und Qualität. Das Unternehmen hat Meilensteine in der Audiobranche gesetzt, von der ersten Stereoübertragung im UKW-Rundfunk bis hin zur Entwicklung des ersten computergesteuerten Tuners. Mit der Übernahme durch Inkel und der Produktion der exklusiven Tema-Serie bewies Sherwood erneut seine Kompetenz im High-End-Bereich. Die A1-Endstufe der Tema-Serie ist ein Paradebeispiel für außergewöhnliche Verarbeitungsqualität und audiophilen Klang. Ihre Seltenheit macht sie zudem zu einem begehrten Sammlerstück.

Der nachträgliche Optimierungserfolg zeigt, dass selbst erfahrene Audiogeräte manchmal noch ungenutztes Potenzial bergen. Diese Erfahrung hat mir verdeutlicht, dass wahre High-End-Geräte nicht nur technische Perfektion, sondern auch eine emotionale Klangqualität bieten. Der Verlust der A1 bleibt ein schmerzhafter, doch es ist beruhigend zu wissen, dass das Gerät in guten Händen ist und seinen neuen Besitzer weiterhin begeistert.

Technische Daten:

  • Sinus-Ausgangsleistung
    2 x 250 Watt an 8 Ohm
    2 x 500 Watt an 4 Ohm
    2 x 750 Watt an 2 Ohm
  • Klirrfaktor (typisch) < 0,03%
  • Intermodulation < 0,007%
  • 24 bipolare Transistoren pro Kanal in
  • Parallel-Gegentaktschaltung
  • Doppelt vorhandene Ring kern-Netz-
  • Transformatoren mit 2,8 kVA Leistung
  • Streng symmetrischer Aufbau beider Stereo-Kanäle
  • Musikalische Feinabstimmung der
  • Verstärkereigenschaften durch
    voreinstellbare Raumanpassung
  • Symmetrische und unsymmetrische
  • Signal-Eingänge (XLR oder Cinch)
  • Massive, vergoldete Lautsprecherklemmen
    (auch für „bi-wiring“)
  • Abmessungen (BxHxT): 480x200x580 mm
  • Gewicht: 40 kg